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Günter Bauschgestorben am 24. Januar 2021

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Das Buch des Lebens

Es gibt ein Buch, das kennt ein jeder,
alle Menschen schreiben mit.
Emotionen, Träume, Wünsche, alle Wesen, jeder Schritt.

Geburt, Kind sein, Jugend, Alter,
jeder Teil vergeht im Nu.
Auch der Tod ist drin enthalten,
denn auch er gehört dazu.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter
jedes Jahr das selbe Spiel.
Alles kommt und geht vorbei,
die Zeit hat der Kapitel viel.

Das Vorwort, das ist die Geburt,
der Epilog der Tod.
In einem Teil geht es um Freude,
im nächsten Teil geht es um Not.
Freundschaft ist darin enthalten,
auch Liebe gibt es oder Hass.

Armut, Reichtum, Fleiß und Krankheit.
Mal geht's um Unglück, mal um Spass.

Ein Leben kommt, ein Leben geht,
auf Sonnenschein folgt Nacht.
Im Buch des Lebens steht geschrieben,
was den Mensch zum Menschen macht.


Lieber Opa,

Das und noch ein bisschen mehr hatte ich an deinem 80. Geburtstag vorgetragen. Am Sonntag wurde nun die letzte Seite deines Lebensbuches beschrieben. Ab jetzt bleibt das Buch geschlossen.
Du hast dich einfach davon geschlichen. Heimlich, still und leise, so wie du dir es immer gewünscht hast.
Einfach morgens nicht mehr aufwachen.

Die letzten Jahre haben dir viel abverlangt und Kraft gekostet. Du bist des Lebens müde geworden.
Das kleine Enkelchen in mir stampft wütend auf, schreit, weint bitterlich und wirft sich auf den Boden.
Die erwachsene Frau in mir versucht den Lauf des Lebens zu akzeptieren und die Erinnerung an dich tief im Herzen zu bewahren.
Du hast mich eine sehr lange Zeit begleitet, den meisten Großeltern ist dies nicht vergönnt. Oma zum Beispiel hatte mir damals ins Poesiealbum geschrieben:" Ich wünsche dir viel Glück, komm ich geh ' mit dir ein Stück. " Es waren nur noch Monate, die Sie bei uns war. Es war wirklich nur ein kleines Stück.

Wie auch bei allen anderen ziehen so viele Erinnerungen in den letzten Tagen vorbei, an die ich lange nicht mehr gedacht habe.
Wenn du früher aus dem Nachtdienst kamst und ich bei dir und Oma übernachtet hatte, fragte ich dich immer morgens:" Opa hast du frische Brötchen mitgebracht? Ich habe dir auch dein Pölsterle gerichtet." Mit einer Inbrunst habe ich teils minutenlang dein kleines zusätzliches Kissen im Bett aufgeschüttet, damit du dich nach dem Frühstück ausruhen konntest.
Für am Dienstag kann ich dir leider kein Pölsterle mehr aufschütteln,
aber wir werden dich begleiten auf deinem Weg zu deiner letzten Ruhestätte.
Du fehlst uns allen sehr!

Im Moment bin ich unendlich traurig, aber ich hoffe, dass irgendwann die Dankbarkeit überwiegen wird, dass du so lange für uns da warst und den Weg mit uns gegangen bist. Vielen Dingen, wie Operationen, wirst du zugestimmt haben, weil wir dich noch bei uns halten wollten. Jetzt sind wir dran, wir müssen dich loslassen und frei geben.

Deine Werte, die dir so wichtig waren, tragen wir alle in uns und geben sie auch an deine Urenkel weiter.
Deshalb werden wir auch diesen schweren Weg gemeinsam als Familie gehen und deinen Verlust (er)tragen.

Das Sichbare ist vergangen,
aber es bleibt die Liebe und die Erinnerung.

Adieu, mach's gut, egal wo du jetzt bist und gib Oma Reni einen Kuss von mir.

In dankbarer Liebe deine Steffi